Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins für Heimatpflege Wenighösbach e.V.,
wir möchten uns herzlich bei Euch allen für Euer Interesse und Euer Engagement im vergangenen Jahr bedanken. Gemeinsam haben wir vieles erreicht und unser Dorfleben durch viele schöne Momente bereichert. Euer Einsatz und Eure Unterstützung bedeuten uns sehr viel!
Wir wünschen Euch und Euren Familien frohe Weihnachten, eine ruhige und besinnliche Zeit im Kreise Eurer Liebsten sowie ein neues Jahr voller Gesundheit, Erfolg und vor allem Frieden auf der Welt.
Vielen Dank, dass Ihr Teil unserer Gemeinschaft seid!
Herzliche Grüße,
Stefan Sauer Verein für Heimatpflege Wenighösbach e.V.
Die Verwendung von Hösbachit zur Herstellung von Bronzegussformen in der Bronzezeit ist bereits seit einiger Zeit bekannt. Erste Fragmente dieser Formen wurden vor Jahrzehnten auf einem Acker im Steigerwald, nahe dem Bullenheimer Berg, und in Thüringen entdeckt. Professor Okrusch von der Universität Würzburg hat diese Formen eindeutig als aus Hösbachit gefertigt identifiziert. Eine Sensation für Wenighösbach: Der Hösbachit, der nur in einem sehr begrenzten Gebiet bei Wenighösbach vorkommt, war in der Bronzezeit so wertvoll, dass er gehandelt wurde.
Der Verein für Heimatpflege Wenighösbach griff dieses Thema begeistert auf und machte den Hösbachit und den Bronzeguss zu einem zentralen Thema. Kontakte zu Künstlern wurden geknüpft, ein Bronzegussfest ausgerichtet und Repliken der historischen Formen erstellt. Doch das war erst der Anfang.
Der Vorstand des Vereins, Stefan Sauer, hatte die Idee, in Museen in Deutschland nach weiteren Formen aus Hösbachit zu suchen. Aufgrund der Seltenheit und Unbekanntheit des Gesteins könnten solche Formen möglicherweise falsch klassifiziert worden sein.
Geht es um Gesteine aus dem Spessart, dann kommt man an einem Fachmann nicht vorbei. Daher nahm Stefan Sauer Kontakt mit Joachim Lorenz aus Karlstein auf. Dieser war gleicher Meinung und stimmte der Idee zu, dass noch weitere Formen aus Hösbachit zu finden sein müssten. Parallel starteten sie die Suche. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Hauptsächlich durch die Recherche von Joachim Lorenz konnten mittlerweile sechs Formen in Museen in Karlsruhe, Mainz und ganz aktuell eine im Landesmuseum in Hannover als Hösbachit identifiziert werden.
Am 3. Juni 2024 war es dann soweit. Es ging zu einer Tour zum Landesmuseum in Hannover. Dort konnte die Identität der ausgestellten Form (Speerspitze) mit einem mobilen Röntgenfluoreszenz-Spektrometer zweifelsfrei festgestellt werden. Durch zerstörungsfreie Vergleichsmessungen an der Originalgussformhälfte und einem Lesestein aus Hösbachit aus Wenighösbach wurde die Echtheit bestätigt.
Ein herzlicher Dank geht an Dr. Florian Klimscha, Kurator der Archäologischen Abteilung im Landesmuseum Hannover, und an Detlef Wilke für die kostenlose Röntgenfluoreszenz-Messung mit seinem mobilen Gerät. Ein besonderer Dank gilt vor allem Joachim Lorenz für seine unermüdliche Recherche und Organisation.
Diese neuen Erkenntnisse bereichern nicht nur das Wissen über die Bronzezeit, sondern unterstreichen auch die Bedeutung des Hösbachits und die reiche Geschichte von Wenighösbach. Das Thema „Hösbachit als Material zur Gussformherstellung in der Bronzezeit“ wird Anfang 2025 zusammen mit dem Geschichtsverein Karlstein aufgegriffen. Mehr dazu in Bälde.
Am 19. März, dem Namenstag des Heiligen Josef, versammelten sich etwa 50 engagierte Bürgerinnen und Bürger in Wenighösbach, um ein besonderes Ereignis zu feiern: die feierliche Segnung und Wiedereinweihung des „Josef-Hällchens“. Die Einladung hierzu kam von Pfarrer Matthias Rosenberger und dem Verein für Heimatpflege Wenighösbach.
Der Bildstock, der lange Zeit nicht an seinem gewohnten Platz zu sehen war, wurde in den letzten Monaten aufwendig restauriert. Bereits im Juli 2023 wurden Schäden am Denkmal festgestellt, darunter ein schief stehendes Kreuz und Schäden durch Wassereintritt im Dach.
Durch die tatkräftige Unterstützung des Vereins und die Expertise eines Fachmanns konnte der Bildstock umfassend renoviert werden.
Ein neues Dach aus Kupferblech und eine Kupferverkleidung des Bildstockkopfs, gefertigt aus einem alten Regenfallrohr, sorgen nun für den nötigen Schutz.
Eine dendrochronologische Untersuchung ergab, dass der Eichenstamm des Bildstocks bereits 1751 gefällt wurde. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten stand schnell fest, dass der Namenstag des Heiligen Josef das perfekte Datum für die Neuaufstellung des Bildstocks sein würde.
Am Abend des 19. März begrüßte der zweite Vorsitzende des Vereins, F. Sauer, die Anwesenden, darunter auch den 2. Bürgermeister des Marktes Hösbach, Harald Sauer. Er erläuterte die Geschichte des Bildstocks und wies auf weitere historische Denkmäler in der Umgebung hin. Kreisheimatpfleger Franz-Josef Sauer ergänzte die Ausführungen mit der Sage vom „Roten Hällchen“.
Pfarrer Matthias Rosenberger würdigte in seiner Ansprache die Bedeutung des Heiligen Josefs in der heutigen Zeit. Begleitet von den Klängen der „Jochbachtaler“ und gemeinsamen Gesang, fand die Feier einen stimmungsvollen Abschluss bei Sonnenuntergang.
Der Verein für Heimatpflege dankte abschließend allen Beteiligten, insbesondere Edith und Michael Baumann für ihre großzügige Unterstützung sowie Reinhold Krenz für seine handwerkliche Arbeit. Ein besonderer Dank ging auch an die Paten des zweiten Bildstocks, Inge und Albrecht Freund.
Mit einem Prosit auf den Heiligen Josef und seine Namensträger endete die gelungene Feier. Die einsetzende Abendkühle veranlasste schließlich alle Teilnehmer, den Rückweg ins Dorf anzutreten.
Dieser Tag bleibt als ein besonderes Kapitel in der Geschichte von Wenighösbach in Erinnerung und zeigt einmal mehr den starken Gemeinschaftssinn und das Engagement der Dorfgemeinschaft.
Text: Ferdi Sauer Bilder: Ferdi Sauer / Stefan Sauer Edit: Stefan Sauer
Aus dem Anwesen von Haus Nr. 4 ist der Kriegsgefangene Russe samt der Dienstmagd Antonia Schäfer aus Rottenberg spurlos verschwunden.
Anmerkung:
Hinter dieser dürren Notiz verbarg sich eine verzweifelte Liebesgeschichte, ein menschliches Drama.
Antonia Schäfer kam aus Rottenberg und arbeitete als Dienstmagd bei Karl Staab Hs.-Nr. 4 (heute Dorfstraße 12). Die beiden flohen am Pfingstmontag, dem 20. Mai im Schutze der Nacht.
Ihre Flucht wurde erst am nächsten Morgen entdeckt. Als Proviant hatte das Pärchen fünf Laib Brot und etwas Fleisch mitgenommen. Nach drei Wochen wurden sie in Arnsberg (Westfalen) von einem Schutzmann aufgegriffen.
Die direkte Strecke von Wenighösbach nach Arnsberg zu Fuß zurückgelegt beträgt ca. 205 km. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass das Liebespaar in Unkenntnis der kürzesten Strecke und aus Angst, entdeckt zu werden, einen weit längeren Weg gelaufen war.
Der damalige Lokalkaplan Kleinschrod schreibt über die Flucht von Antonia Schäfer: … sie wollte wahrscheinlich nach Holland und von da nach Russland ohne Geld.
Nach der Festnahme brachte man Antonia Schäfer zunächst in ein Spital, um ihre wundgelaufenen Füße zu heilen. Damit nicht genug musste sie, als Strafe für ihren Versuch, mit ihrem Geliebten ein neues Leben zu beginnen, für einige Wochen ins Gefängnis. Über das Schicksal ihres Gefährten wurde nichts vermerkt.
Vom 8. bis 12. ds. wurde hier eine Volksmission durch die HH. Oblatenpatres P. Eyerund und P. Staudt abgehalten. Mit Eifer wurden die Missionspredigten besucht und mit Freude schaute die Gemeinde auf die gnadenreichen Tage zurück. – In der Nacht vom 12. Februar wurde der Witwe Eisert von hier ihr Vorrat an Fleisch, Brot und Mehl von auswärtigen Dieben gestohlen. Dies ist umso bedauerlicher, da die gering bemittelte Witwe einen kranken Sohn hat und jetzt auf die Wohltätigkeit der Ortseinwohner angewiesen ist.
Aschaffenburger Zeitung vom 20.02.1920
Wenighösbach, 19. Febr.
Aus französischer Gefangenschaft kehrten in den letzten Tagen die beiden Gebrüder Karl und Gustav Hornung zurück. Diese glückliche Heimkehr ist den Angehörigen der beiden, insbesondere ihrer bejahrten Mutter, von Herzen zu gönnen, die ja nicht mehr glauben wollte, ihre beiden Söhne nochmals in diesem Leben sehen zu dürfen. Sehr erfreulich ist es, daß namentlich der jüngere Bruder trotz der ungeheuren Strapazen seinen goldenen Humor nicht verlor. Die Zahl der Zurückgekehrten beträgt nunmehr 6. Hoffentlich kehren nun auch bald die beiden letzten in die liebe Heimat zurück.
Am Sonntag den 9. Februar fand dahier eine große Protestversammlung statt gegen den Hoffmannschen Schulerlaß. Referenten waren Frl. Hauptlehrerin Fürst von hier und Pfarrer Weidenbörner von Goldbach. Die Versammlungteilnehmer bekundeten einmütig, daß der Religionsunterricht das erste und wichtigste Fach in der Schule bleiben solle und sprachen ihre schärfste Mißbilligung aus über den Versuch des Ministers Hoffmann, die Schule ihres christlichen Charakters zu berauben. 1100 Wahlberechtigte unterzeichneten eine Protestkundgebung.
Beobachter am Main vom 14.2.1919 H N 7 KW 2024
Wenighösbach, 14. Febr.
Wie anderwärts wurde auch hier eine Protestversammlung gegen den Schulerlaß des Kultusministers Hofmann abgehalten. Der christl. Bauernverein, Volksverein, Mütterverein und Jungfrauenkongregation verwahren sich gegen die Herabwürdigung des Religionsunterrichtes. 207 Unterschriften forderten die Zurücknahme der Verordnung, weil sie ein Eingriff in die innerkirchlichen Rechte und gegen die Verfassung ist. Nachdem der Landtag gewählt, hat der Landtag das Wort, nicht ein einzelner Minister kann Verfassungsrecht aufheben.
Anmerkung:
Zu diesem Thema Auszüge aus dem „Historischen Lexikon Bayern“:
„Schulpolitik (Weimarer Republik)“
Regierung Eisner 1918/1919
Nachdem Kurt Eisner (USPD, 1867-1919) am 7./8. November 1918 König Ludwig III. (1845-1921, reg. 1912/1913-1918) für abgesetzt erklärt und die Republik ausgerufen hatte, ernannte er den ehemaligen Pfälzer Volksschullehrer Johannes Hoffmann (SPD, 1867-1930) zum Kultusminister.
(… ) Hoffmanns kompromisslose, auf dem Verordnungsweg rasch durchgesetzte laizistische Schulpolitik traf im stark konfessionell geprägten Bayern auf zahlreiche Gegner. Sein Nachfolger Franz Matt korrigierte die Hoffmannschen Reformen: Er setzte die Rekonfessionalisierung des Schulwesens durch und stärkte den Einfluss der Kirchen auf die Volksschulen.
Bei der Wahl zur deutschen Nationalversammlung fielen auf die Bayer. Volkspartei 186, auf die deutsche, demokratische Volkspartei 11, auf die Sozialdemokratie 7 Stimmen. Wiewohl unser Ort noch 1912 geschlossen Zentrum wählte bis auf 1 Stimme, so ist doch in Anbetracht des Zeitgeistes das Wahlergebnis ein erfreuliches. Rege wurde auch hier die Gegenagitation betrieben, aber die gegnerischen Plakate „Laßt euch nicht am Narrenteil führen“ erregte nur Unwille. Hochachtung muß man den Kriegern zollen, die zwar wegen einer untersagten Tanzunterhaltung etwas verstimmt waren, aber dennoch sich nicht von einer Gegenpartei verleiten ließen. Ebenso ist es anerkennenswert, daß alle vollzählig zur Wahlurne schritten, selbst über 80-jährige Männer und Frauen bis auf die Kranken. Für die Parteikasse der Bayerischen Volkspartei wurden 75 M gegeben. Dank den Vertrauensmännern und Gebern!
Anmerkung: Diese Wahlen fanden in einer Zeit tiefster Verunsicherung statt. Die Niederlage Deutschlands und seiner Verbündeten stand inzwischen fest. Das 1871 neu gegründete Kaiserreich war infolge des verlorenen Krieges und der auch daraus resultierenden „Novemberrevolution“ der Matrosen zusammengebrochen, der Kaiser Wilhelm II. nach Holland ins Exil geflohen.
Zitiert aus Wikipedia:
Die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung fand am 19. Januar 1919 statt. Sie war die erste reichsweite Wahl nach der Novemberrevolution von 1918 und hatte die Bildung der verfassunggebenden Weimarer Nationalversammlung zum Ziel.
… „Nachdem die bayerische Organisation des Zentrums bereits während des Kaiserreichs eine Sonderrolle gespielt hatte, gründeten führende Mitglieder des bayerischen Zentrums um Georg Heim im November 1918 in Regensburg die BVP als bayerische Partei des politischen Katholizismus…
… Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die CSU und die Bayernpartei gegründet. Sie sind programmatisch teilweise als Nachfolgeorganisationen der BVP anzusehen…“
Ein neues Kriegsopfer haben wir zu betrauern. Philipp Staab, der seit Mitte Oktober vermisst wird, wurde von seiner Kompanie als tot gemeldet. Mit diesem wackeren Krieger sind es neun Helden, welche sich für die Heimat geopfert haben; dazu noch vier Vermisste: Gottfried Beck, Jakob Sauer, Adam Bergmann, Heinrich Maidhof. Sechs Krieger sind noch in französischer Gefangenschaft.
Anmerkung: Mit Philipp Staab forderte der I. Weltkrieg in Wenighösbach sein letztes Opfer, er starb in Frankreich bei der Ortschaft Autruche. Alle in dieser Zeitungsmeldung fälschlich als vermisste bezeichneten Wenighösbacher Kriegsteilnehmer waren bereits 1914 bzw. 1916 als gefalllen erklärt worden. Insgesamt starben 13 Männer aus dem Dorf als Soldaten im Verlauf des Krieges, davon sieben in nur drei Monaten vom 5. September- bis zum 5. Dezember 1914.
Wenighösbach hatte bei Ausbruch des Krieges 378 Einwohner.
Die beschönigende und heuchlerische Sprache des Krieges, damals wie heute : „Wackere Krieger“ und „Helden“. Wohl keiner von ihnen hatte die Absicht, sich „für die Heimat zu opfern“, in den Krieg zu ziehen um sein Leben zu verlieren.
Auf Ansuchen der hiesigen Gemeindeverwaltung wurde durch die königl. Oberpostdirektion Würzburg ab 1. Januar eine öffentliche Posthilfsstelle errichtet. Diese erfreuliche Neuerung brachte neben einer kleinen finanziellen Entlastung des Publikums noch den Hauptvorzug mit sich, daß mit der Eröffnung derselben täglich eine zweimalige Postzustellung eingeführt wurde. Brauchte doch bis jetzt eine im Laufe des Vormittags von Geschäftsleuten der nahen Stadt Aschaffenburg (8 km) aufgegebene Korrespondenz über einen ganzen Tag, bis sie in die Hände der hiesigen Adressanten gelangte.
Anmerkung: Zu den zwischenzeitlichen Fortschritten in den postalischen Verhältnissen mag sich jeder seine eigenen Gedanken machen.
Gestern wurde hier ein Kirchenbauverein gegründet, um durch Sammlung von Mitgliederbeiträgen einen Fonds zur Erbauung einer neuen Kirche zu gewinnen. Die große Anzahl der Erschienenen traten mit Freude diesem Verein bei und auch die am Erscheinen verhindert waren, werden diesem Beispiel folgen.